In Berlin entstehen zahlreiche Innovationen, indem Technologien der Digital- und Kreativwirtschaft mit den Herausforderungen anderer Industrien verknüpft werden (Cross Cluster Innovation). Das Berliner Startups Ada Health zeigt beispielhaft, wie digitale Lösungen und insbesondere Künstliche Intelligenz zum Nutzen des Gesundheitswesens eingesetzt werden können.
Das Startup Ada Health hat eine App entwickelt, die Künstliche Intelligenz (KI) mit menschlichem Wissen kombiniert, um Menschen dabei zu helfen, ihren Gesundheitszustand besser einzuschätzen. Die Ada App ist weltweit auf iOS und Android verfügbar. Gegründet wurde das Unternehmen von Daniel Nathrath, Dr. Claire Novorol und Dr. Martin Hirsch, Co-Founder und Chief Scientific Officer von Ada Health.
Ada Health ist eine von Künstlicher Intelligenz getriebene persönliche Gesundheitshelferin – wird sie zukünftig den Arztbesuch ersetzen können?
Das Ziel von Ada ist es, Menschen zu helfen und ihre Gesundheit besser zu verstehen und sie zum richtigen Zeitpunkt zu der richtigen Behandlung zu navigieren. Auf Basis von vertrauenswürdigen und qualitativ hochwertigen personalisierten Gesundheitsinformationen werden Patienten befähigt, fundierte Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit zu treffen. Dadurch können unnötige Arztbesuche verhindert werden – eine immense Kostenstelle im Gesundheitssystem. Gleichzeitig können aber auch Warnzeichen in der Anfangsphase einer Krankheit erkannt werden. Ada soll also den Arztbesuch nicht ersetzen, sondern Arztkontakte effizienter machen. Auch für den Arzt.
Wie genau funktioniert Ada?
Ada verwendet eine wissensbasierte KI-Technologie, die von unseren Experten über sieben Jahre entwickelt wurde. Im Gegensatz zum menschlichen Gehirn ist es für Ada kein Problem, in jeder Situation jedes einzelne von weit über tausend Krankheitsbildern zu bedenken – selbst dann, wenn Ada diese noch nie zuvor bei einem Patienten gesehen hat. Eine Symptomanalyse beginnt damit, dass Ada den Patienten zunächst in einem kurzen anameseartigen Dialog kennenlernt, ganz ähnlich wie beim Arzt. Anschließend geht es weiter mit der gezielten Erfragung der Symptome und ihren spezifischen Ausprägungen. Im Hintergrund gleicht Adas KI die Situation des Nutzers mit über tausend wahrscheinlichkeitstheoretischen Krankheitsmodellen ab. Ein besonderes Anliegen war uns dabei immer, dem Patienten oder dem Arzt transparent zu machen, wie Ada zu ihrer Einschätzung gekommen ist.
Sind die erstellten Diagnosen denn tatsächlich zuverlässig…?
Die Wissenszunahme in der Medizin ist heute so rasant wie nie zuvor. Hier liegt der große Vorteil der KI. Eine Maschine kann deutlich mehr Wissen in Betracht ziehen als das menschliche Gehirn – und wird nie müde. Zusammen mit Ärzten und führenden Medizinexperten haben wir ein riesiges medizinisches Wissensnetz erstellt, auf das Adas KI zurückgreift und die auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft gehalten wird. Ada wurde mit Tausenden von echten Fällen justiert. Um höchste Qualität in den Symptomanalysen sicherzustellen, führen wir kontinuierlich Verbesserungsmaßnahmen durch.
Sie sind 2016 gestartet – wie viele Menschen nutzen bereits Ihre App?
Seit dem Start der Patienten-App Ende 2016 hat Ada über sechs Millionen Vor-Diagnosen an über vier Millionen Nutzer weltweit ausgeliefert. Die App kann überall auf der Welt kostenlos aus dem Google Play Store und dem App Store heruntergeladen werden und war 2017 in über 130 Ländern die Nummer eins der medizinischen Apps.
Wie viele Mitarbeiter sind bei Ihnen global miteinander vernetzt?
Wir sind mehr als 120 Mitarbeiter aus über 35 Ländern mit Expertise in den Bereichen Medizin, Gesundheit, Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft. Unser Hauptsitz ist in Berlin, daneben haben wir Büros in München und London.
Wie lange haben Sie an Ada gearbeitet?
Wir haben 2011, also vor über sieben Jahren begonnen unsere eigene KI zu entwickeln und Adas medizinische Wissensbasis aufzubauen.
Sie wollen auch Menschen in Entwicklungsländern helfen, die keinen Arzt konsultieren können…
Über vier Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu Gesundheitsinformationen oder grundlegenden medizinischen Dienstleistungen. Hier kann eine KI-Technologie wie Ada helfen, indem sie diesen Menschen Zugriff auf personalisierte, relevante Informationen gibt und die richtigen nächsten Behandlungsschritte vermittelt. Um das zu erreichen, arbeiten wir vor Ort mit lokalen Behörden und Gesundheitsdienstleistern zusammen. Wir engagieren uns derzeit besonders in Tansania und arbeiten an einer Swahili-Version von Ada.
Warum haben Sie Ihr Startup nach Berlin verlegt?
Wir unternahmen unsere ersten gemeinsamen Schritte 2011 in Berlin und auch heute noch ist unser Hauptsitz in der Adalbertstraße, mitten im Herzen von Kreuzberg. Berlins Startup-Ökosystem bietet hervorragende Bedingungen für Unternehmensgründungen und kann längst mit den Tech-Konkurrenten London, San Francisco und New York mithalten – auch, weil die Kostenstruktur deutlich niedriger ist als dort. Qualifizierte Arbeitskräfte aus allen Ländern strömen in die Stadt – ein inspirierendes Umfeld von Menschen mit multikulturellem Hintergrund und einem offenen globalen Denken – ideal, um einen globalen Service auf die Beine zu stellen. Außerdem haben wir hier eine optimale Vernetzung mit exzellenten und weltweit renommierten Forschungseinrichtungen wie zum Beispiel der Charité.
Wo sehen Sie Ihr Startup in fünf Jahren?
Die Gesundheitsbranche bietet für Ada noch viel Raum, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Wir wollen Menschen auf der ganzen Welt mit Ada eine Gesundheitshelferin an die Seite stellen, die durch individuelle Beratung und Unterstützung immer für sie da ist, den Dialog mit Ärzten erleichtert, Ärzten den Zeitdruck nimmt und bei der Navigation durch das Gesundheitssystem hilft.
Zu guter Letzt: Könnten Sie bitte folgenden Satz vervollständigen: „Berlin ist…
... mit seiner humanistischen und technologischen Energie genau der richtige Standort für uns, um mit Ada unser Ziel weiter voranzutreiben und jedem Menschen Zugang zu personalisierter Gesundheitsversorgung zu geben.“