Mode mit Gewissen: Jyoti zeigt, wie es geht

Kategorie: Zukunftsköpfe

© Jyoti Fairworks

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Damit wir in Deutschland möglichst preiswerte Kleidung kaufen und jeden Modetrend mitmachen können, müssen häufig Menschen in anderen Ländern unter denkbar schlechten Arbeitsbedingungen schuften. Die meisten Kleidungsstücke werden in China, Bangladesch und Indien hergestellt. Und ein Großteil der weltweit rund 60 Millionen Beschäftigten arbeitet in der Textilindustrie für Mindestlöhne, mit denen sie nicht einmal ihre Familie ernähren können.

Das es auch anders geht, beweist das deutsch-indische Label Jyoti, das Kleidung sozial und ökologisch nachhaltig produziert: „Unsere Kleidung wird in zwei Nähwerkstätten in den südindischen Orten Chittapur und Londa gefertigt, wo wir sie mit inzwischen fast 20 Frauen und den lokalen NGOs Jyothi Seva Kendra und Nava Chetana Kendra eng zusammenarbeiten. Sozial benachteiligte Frauen bekommen hier eine Ausbildung als Näherin, eine dauerhafte Anstellung, diverse Weiterbildungsmöglichkeiten, regelmäßige Krankheitsvorsorgeuntersuchungen sowie ein faires Gehalt“, erläutert Jeanine Glöyer, Gründerin und Geschäftsführerin von Jyoti.

Frauenrechte und Gesundheit stehen im Vordergrund

Seit 2008 gibt es das Label, begonnen hat alles mit einem Freiwilligendienst von Jeanine Glöyer, die bei Jyothi Seva Kendra arbeitete und dort enge Kontakte zu den Frauen vor Ort knüpfen konnte. Die Schicksale, die sie dort kennenlernte, gingen der Gründerin nicht mehr aus dem Kopf und sie wollte den Frauen eine Arbeit anbieten, die sie selbstständig und unabhängig macht: „Ein richtiges Fair Fashion Label sollte es zunächst gar nicht werden. Die Idee war lediglich den von Arbeitslosigkeit bedrohten Frauen in Chittapur eine sichere und gut bezahlte Anstellung anbieten zu können. Sehr schnell waren die Frauen Feuer und Flamme. Quasi über Nacht haben sie die Idee umgesetzt und halten uns – den deutschen Part des Jyoti-Teams – seitdem ordentlich auf Trab“, so Glöyer.

Aktuell werden die Gewinne ausschließlich zur Förderung der Menschen, die an der Produktion der Kleidung beteiligt sind – hier hauptsächlich die Näherinnen in Chittapur und Londa – verwendet. So erhalten diese täglich und innerhalb der Arbeitszeiten eine Stunde Unterricht in Englisch, Lesen und Schreiben: „Darüber hinaus organisieren wir regelmäßig Workshops zu Themen wie Unternehmertum, Frauenrechte oder Gesundheit. Die Näherinnen haben Zugang zu subventionierten Krediten und wir haben ein eigenes internes Vorsorgesystem. Wir würden zugunsten unserer Produktion auch niemals Abstriche bei den Arbeitsbedingungen machen. Derzeit sind wir fast vollständig ausverkauft. Den Näherinnen Druck zu machen, auszulagern oder an anderer Stelle anzuziehen, kommt für uns dennoch nicht in Frage. Gute Arbeitsbedingungen verstehen wir als unsere Daseinsberechtigung.“

Die beiden Geschäftsführerinnen, Jeanine Glöyer und Carolin Hofer, sind mindestens zweimal pro Jahr vor Ort, um Zeit mit den Näherinnen zu verbringen: „Dieser regelmäßige und auch sehr persönliche Kontakt schafft eine Verbindung“, so Glöyer. Das kleine Label mit Sitz im Neuköllner Schillerkiez beschäftigt mittlerweile 21 Näherinnen und zwei Koordinatorinnen – jedoch kein Grund, um das Wesentliche aus den Augen zu verlieren: „Wichtig ist uns dabei, nicht zu schnell zu wachsen und langfristig stabile Arbeitsplätze anzubieten, um unserem Kernkonzept treu zu bleiben.“

Nachhaltige Mode steht auch bei der Fashion Week im Fokus

In Deutschland findet ein Umdenken statt. Immer mehr Menschen sind bereit, mehr Geld für faire Mode auszugeben. „Es ist wirklich toll zu beobachten, was sich in den letzten Jahren getan hat. Wir haben sehr engagierte und informierte, kritische Kunden, die nachfragen, hinweisen und einfach Bescheid wissen wollen“, berichtet die Label-Gründerin.

Auch bei der kommenden Berlin Fashion Week vom 1. bis zum 6. Juli wird sich das Thema fair produzierter Mode großer Aufmerksamkeit erfreuen. Jyoti präsentiert sich hier mit weiteren nachhaltigen Labels auf der Neonyt im Kraftwerk Berlin. Jeanine Glöyer: „Die Fashion Week ist für uns vor allem die Zeit, in der wir unsere Kollektion Einzelhändlern vorstellen und verkaufen. Als kleinen Nebeneffekt genießen wir den Austausch mit anderen Brands, alten Freunden und neuen Kontakten aus der Szene.“

Modisch und nachhaltig – Jyoti zeigt, wie es mit Erfolg funktionieren kann.

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