Kirill Krupin, Business Development Manager MatchX

Kategorie: Zukunftsköpfe

Kirill Krupin, Business Development Manager MatchX

Kirill Krupin, Business Development Manager MatchX

© Kirill Krupin

In Berlin gibt es viele Technologieunternehmen und Neuheiten, die im Laufe der Jahre mehr und mehr werden. Produkte und Lösungen aus dem Internet der Dinge und der Blockchain- und KI-Welt werden in unser tägliches Leben integriert und fast täglich werden neue Lösungen gefunden. Einer von Berlins Innovatoren ist MatchX, ehemaliger Deep Tech Award-Gewinner und globales Unternehmen, das LPWAN-Technologie und ein Netzwerk bereitstellt, um andere bei ihren IoT-Projekten zu unterstützen. Vom Business Development Manager Kirill Krupin wollten wir wissen, wie sich das Unternehmen seit dem Gewinn des Deep Tech Awards 2017 entwickelt hat, wie genau das LPWAN funktioniert und was Berlin zur Smart City von heute und morgen macht.

Hallo Herr Krupin, danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben! MatchX war einer der Deep Tech Award-Gewinner im Jahr 2017. Wie hat sich Ihr Unternehmen seither entwickelt? 

MatchX hat seit unseren bescheidenen Anfängen viel erreicht. Damals im Jahr 2017 waren wir ein kleines Startup, das von drei Unternehmern gegründet wurde, die eine gemeinsame Idee hatten, und zwar die IoT-Welt mit Hilfe von Spitzentechnologien wie LPWAN, KI und Blockchain zu verbessern. Unser Traum war es, ein globales Netzwerk speziell für kleine Geräte zu schaffen, das die 4. industrielle Revolution ergänzt, was keine Kleinigkeit ist!

Im Laufe der Jahre haben wir uns zu einem globalen Unternehmen mit 5 Niederlassungen auf der ganzen Welt (mit Berlin als Hauptsitz) und 30 Mitarbeiter*innen entwickelt, die aus 11 verschiedenen Ländern kommen und 7 Sprachen sprechen. Ein solch multikulturelles Team, das nicht nur eine erstaunliche und kreative Arbeitsumgebung schafft, hilft uns dabei unsere Kunden besser zu verstehen und neue ausländische Märkte erfolgreicher zu erschließen.

Ihre Produkte sind darauf ausgerichtet, andere bei ihren IoT-Projekten zu unterstützen. Wie genau funktioniert Ihr Cloud-Service und was bieten Sie Ihren Kunden?

MatchX war am Anfang vor allem ein Hardware-Unternehmen, das IoT-Geräte auf Basis der LPWAN (Low-Power-Wide-Area-Network)-Technologie entwickelt und herstellt und Stadtverwaltungen und lokalen Unternehmen auf der ganzen Welt dabei hilft, die Leistungsfähigkeit von Daten zu nutzen. Technologien wie Wi-Fi und 4G ermöglichen es Milliarden von Menschen, in Kontakt zu bleiben, aber für intelligente Städte sind diese drahtlosen Netzwerke aufgrund ihres extrem hohen Energieverbrauchs und ihrer kurzen Reichweite (10-20 Meter im Vergleich zu LPWANs 30+ km) nicht die beste Wahl. Die erste Generation unseres Kerngeräts - MatchX Gateway - ist in der Lage, eine ganze Stadt wie Berlin mit nur 8-10 unserer Gateways abzudecken und bietet eine kostengünstige Verbindung für Milliarden verschiedener Sensoren, angefangen von GPS-Trackern (die vor allem bei öffentlichen Fahrrädern genutzt werden) bis hin zu einer bemerkenswerten KI-Kamera, die Parkplatzprobleme in der Stadt löst.

Trotz des großen kommerziellen Erfolgs und des weltweiten Vertriebsnetzes haben wir jedoch schnell erkannt, dass es noch viel mehr gibt und LPWAN selbst nur einer der Schritte hin zu einer nachhaltigen Zukunft ist. Die Technologie ist deutlich dezentralisiert und es gibt keinen Konsens zwischen den ganzen IoT-LPWANs. Wir wünschen uns für die Zukunft eine Welt, in der Geräte einen Open-Source-Standard für den Austausch von Daten und Werten nutzen. Zusammen mit unserem strategischen Blockchain-Arm bei der MXC Foundation wollen wir eine dezentralisierte IoT-Ökonomie schaffen: Ein Ökosystem aus Geräten und Anwendungen, das jeder nutzen kann. Als Teil dieser Initiative haben wir erfolgreich die MXC Data Dash App (erhältlich in den App Stores von Apple und Google Play) veröffentlicht, die unseren Kunden auf interaktive und unterhaltsame Weise die Möglichkeit bietet, Daten in das Ökosystem einzubringen, so dass jeder seine eigenen IoT-Projekte erstellen kann. Es wird das erste globale Datennetzwerk der Welt sein, das auf LPWAN und Blockchain basiert.

Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt auf der Smart City und nachhaltigen Lösungen. Wie können Ihre Lösungen und Lösungsansätze im Allgemeinen dazu beitragen, effizientere und intelligentere Städte zu schaffen?

MatchX ist zwar ein Technologie-Unternehmen, aber unsere Aufgabe ist es, die Nutzer zu begeistern. Unsere Mission ist es, konkrete Lösungen zu entwickeln, um Städte effizienter, gesünder, lebenswerter und sauberer zu machen. Unsere Strategie basiert auf drei Säulen: Konnektivität, Intelligenz und Sicherheit. Hier kommen unsere drei Kerntechnologien ins Spiel, die Konnektivität erfolgt über die IoT-LPWAN-Gateways, die eine Datenübertragung von den Sensoren zu unserer Cloud gewährleisten, wo maschinelles Lernen und KI-Algorithmen, die diese riesige Datenmenge analysieren, eine schnelle und intelligente Entscheidungsfindung ermöglichen, und das letzte Puzzleteil ist eine Blockchain, die für Sicherheit und Privatsphäre sorgt. Einfach ausgedrückt: IoT - fühlt, KI - denkt, Blockchain - erinnert sich.

Ich persönlich glaube, dass wir nur durch die Gewinnung und Verarbeitung der Daten auf diese Weise nachhaltige intelligente Städte für eine bessere Zukunft aufbauen können. Das Sammeln von Daten ist entscheidend für städtische Infrastrukturen und die Verwaltung. Das Internet der Dinge ist das Herzstück der Datensammlung, das die städtische Politik maßgeblich beeinflusst.

Viele angeschlossene Geräte erfassen Daten über Städte hinweg: in Fahrzeugen, Infrastruktur und Gebäuden. Nur um Ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, was mit unseren Lösungen erreicht werden kann: Dieses Jahr haben wir unser brandneues Produkt – EdgeX – auf den Markt gebracht, die weltweit erste LPWAN-Kamera, die sowohl energieeffizient als auch datenschutzkonform ist. Bei der ersten Implementierung dieser Kamera handelte es sich um eine intelligente Einparklösung. Die Kamera erkennt freie Parkplätze und hilft dem Fahrer dabei, mühelos einen geeigneten Parkplatz zu finden. Sie wird dazu beitragen, das Verkehrsproblem in Berlin zu lösen und gleichzeitig die CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren.

Ein weiteres interessantes Beispiel ist unser Projekt in New York City – mit dem Schwerpunkt auf intelligenter Abfallwirtschaft. Abfallbehälter mit vorinstallierten Sensoren sammeln Daten auf der Grundlage von Füllständen, Temperatur, Standort und Bewegungsinformationen. Diese Informationen helfen dabei, die Leerung der Abfallbehälter zu optimieren. Die Fahrer wissen genau, wann und welche Abfallbehälter voll sind und deshalb abgeholt werden müssen. Dieses Konzept führt zu wesentlichen Verbesserungen für die Umwelt: Die Senkung des Kraftstoffverbrauchs, die Senkung der Wartungskosten und die Verringerung der Kohlenstoffemissionen sowie weniger Verkehr auf den Straßen ist gut für alle.

Wie lautet Ihre Prognose für die Zukunft Berlins als Smart City? Haben wir noch einen langen Weg vor uns oder sind wir auf einem guten Weg?

Berlin ist bereits eine Smart City und kann zu Recht als eine der fortschrittlichsten und proaktivsten europäischen Hauptstädte in Bezug auf die Einführung neuer Technologien betrachtet werden. In Berlin befindet sich unser Hauptsitz, und wir sind sehr stolz darauf, dass wir der Berliner Technologie-Start-Up-Bewegung angehören.

Es gibt ein interessantes Projekt, das ich allen IoT-Fans empfehlen würde, es heißt  TEGEL PROJECT. Der Techno-Park soll auf dem geschlossenen Flughafen Tegel in Berlin gebaut werden. Dies wird der Ort sein, an dem Wissenschaft und Forschung auf Industrie und Handel treffen, an dem Start-Ups auf Investoren treffen und an dem alle gemeinsam an Lösungen für die Städte von morgen arbeiten werden. MatchX hat sich bereits um die Teilnahme beworben und bringt unsere Erfahrung im Aufbau intelligenter Städte mit unseren konkurrenzlosen LPWAN-Lösungen ein.

Sie arbeiten nicht nur mit IoT und an dem Projekt, Berlin zu einer Smart City zu machen, sondern Sie arbeiten auch daran, IoT zum Aufbau eines Blockchain-Datenmarktes zu nutzen. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Das stimmt! Wie bereits erwähnt, sind wir ein Team aus jungen, zielstrebigen Fachleuten, das in Berlin ansässig ist, aber eine globale Reichweite hat. Wir haben die Chance, die Welt zu verändern, und wir sind zuversichtlich, dass wir auf die Welt, in der wir alle leben, einen positiven Einfluss ausüben können.

In den letzten 2 Monaten haben wir das M2 Pro herausgebracht, das sowohl ein LPWAN oder „Device Data Network“ als auch ein Crypto Miner ist. Das M2 Pro hat sich schnell zum meistverkauften IoT-Miner aller Zeiten entwickelt. Dieser Erfolg hat es uns ermöglicht, eine beträchtliche Menge an Hardware zu verkaufen, und darüber hinaus können wir so einen größeren Teil der Welt mit LPWAN versorgen. Wir verwenden das „MXC“-Tokenisierungselement, um den „Proof of Participation“ zu gewährleisten. Durch die Verwendung dieses „PoP“ ermöglichen wir es jedem, von diesem Gerätedatennetzwerk zu profitieren, das bereits über 100.000 Quadratkilometer umfasst. Es ist eine aufregende Zeit, an der Spitze der Blockchain-betriebenen Technologie zu stehen, die die nächste Datenevolution antreibt; aber es ist allgemein eine faszinierende Zeit, in der wir leben.

MatchX benutzt IoT, Blockchain und KI. Können Sie beschreiben, wie genau Sie diese kombinieren und was Ihre Zukunftspläne bezüglich all dieser Technologien sind?

In unserem Geschäft nennen wir sie die „Golden Triade“.  Diese Technologien sind von Grund auf dazu bestimmt, zusammenzuarbeiten. Zweifellos sind alle drei für sich genommen substanziell und transformatorisch, aber ihre wahre Schönheit und Kraft liegen in der Konvergenz. Man kann sich IoT, KI und Blockchain als miteinander verbundene organische Prozesse vorstellen. Das IoT ist wie die digitale Version des Nervensystems. Es kann die Milliarden von angeschlossenen Sensoren und Geräten auf der ganzen Welt wahrnehmen und das Universum neuer Daten aufzeichnen. KI ist das Gehirn, das nicht nur das Nervensystem steuert, sondern auch denkt, indem es diese Daten analysiert, Optionen bewertet, Wahrscheinlichkeiten berechnet und kluge Entscheidungen trifft. Die Blockchain agiert als Speicher für diese Daten und Prozesse und schafft so einen sicheren Datenspeicher. Im Fall von MatchX besteht das Nervensystem aus LPWAN-Geräten, die es uns ermöglichen, die Daten zu extrahieren. Unsere Cloud-Plattform dient als Gehirn, das die gesammelten Daten analysiert und Unternehmen dabei hilft, darauf basierende Entscheidungen zu treffen. Eine Blockchain sorgt für Transparenz, Sicherheit und Datenschutz bei Geschäftsprozessen, indem sie ein gemeinsames, dezentralisiertes, verteiltes elektronisches Verzeichnis bereitstellt.

Wir sind Zeugen eines noch nie dagewesenen Ereignisses in unserer Geschichte, bei dem bahnbrechenden Technologien zur gleichen Zeit entstanden sind, die einen enormen Einfluss auf die Wirtschaft und das Leben haben. Und MatchX möchte diese Gelegenheit nutzen.

Wie erleben Sie die Situation bezüglich Technik und Innovationen in Berlin? Haben Sie ein großes Netzwerk, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen? Und inwieweit ist die MatchX-Community ein Teil davon?

Nach allem, was im 20. Jahrhundert in dieser Stadt passiert ist, hat sich die deutsche Hauptstadt zu einer dynamischen und facettenreichen Stadt entwickelt, die erfolgreich unglaublich kluge und engagierte Menschen aus der ganzen Welt anzieht. Berlin ist voll von Entrepreneuren. Es ist eine Stadt, in der die Menschen ganz oft nichts mehr hatten und sie so lernen mussten, kreativ zu sein; sie mussten lernen, sich zu bemühen. Deshalb sage ich mit äußerster Zuversicht, dass Berlin die attraktivste Stadt für Wissenschaft und Forschung ist. Das heutige Berlin bietet nicht nur die vielfältigste Wissenschafts- und Forschungslandschaft in Europa, sondern ist auch ein pulsierendes und junges Start-Up-Zentrum. Dies ist der Ort, an dem Innovationen geboren werden!

Der diesjährige Deep Tech Award steht vor der Tür. Können Sie uns einen Tipp geben, wer der diesjährige Gewinner sein wird?

Es gibt eine Reihe äußerst erfolgreicher Kandidat*nnen für den Deep Tech Award, daher sollte sich der Gewinner auf jeden Fall die Zeit nehmen, einen Schritt zurückzutreten und zu erkennen, welche Bedeutung der Gewinn dieses mittlerweile prestigeträchtigen Preises innerhalb der Berliner Tech- und Start-Up-Branche hat. Mein Rat ist einfach: Nutzen Sie den Deep Tech Award als Plattform, um neue Erfolge zu erzielen; nutzen Sie ihn als Sprungbrett, um noch mehr zu erreichen, und folgen Sie weiterhin Ihren Träumen.

Das könnte Sie auch interessieren