Initiiert von der Landesinitiative Projekt Zukunft der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe fand der diesjährige Berlin Open Data Day (BODDy) in Zusammenarbeit mit der Open Knowledge Foundation am 5. November 2019 statt. Unter dem Motto „Intelligent Data“ trafen sich über 150 Gäste aus der Berliner Verwaltung und Open-Data-Community, um den Status Quo nachzuzeichnen und anhand von Fallbeispielen zu diskutieren, wie aus offenen Daten innovative und intelligente Anwendungen für die Stadtgesellschaft entwickelt werden können.
"Von der Datenoffenheit zur Datenqualität"
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Thomas Krause, Referatsleiter Digitalisierung, Mobilität, Gesundheitswirtschaft, Medien und Kreativwirtschaft in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, der eine kurze thematische Einführung bot und die Symbolkraft von offenen Daten für die Verwaltungslandschaft herausstellte. Um systemisch und vernetzt zu agieren, seien laut Krause neue Denkweisen nötig – eine Erkenntnis, die bereits im Jahre 2011 bei einem ersten Open-Data-Event offen zutage gefördert wurde.
Die Verwaltungen der Stadt verfügten über eine Fülle an hochwertigen Daten, jedoch müsste diesen ein höherer Stellenwert beigemessen werden, denn Bürger*innen hätten ein Anrecht auf offene Daten und deren freie Nutzung. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Neben einer gesteigerten Lebensqualität durch innovative, datengestützte Services, etwa im Straßenverkehr oder bei der Barrierefreiheit, könnten im Umkehrschluss Aufgaben für die städtische Verwaltung einfacher und schneller erledigt werden – ein Wandel von Open Data zu Open Knowledge.
Ein Gedanke, welcher von Sebastian Askar aufgegriffen wurde: Für den stellvertretenden Referatsleiter Digitalisierung in der Berliner Senatsverwaltung und zentraler Verantwortlicher für Open Data Berlin sei dieser Sprung nur möglich, wenn der Fokus von der Datenoffenheit zur Datenqualität verlagert und die Entwicklung einer umfassenden Strategie vorangetrieben werde. Ein wichtiger Schritt wurde bereits mit der Veröffentlichung des Open-Data-Handbuchs auf dem Berlin Open Data Day 2019 getan, welches eine Anleitung geben soll, wie Daten veröffentlicht werden und was es dabei zu beachten gilt.
"Open Data muss zur Chefsache gemacht werden"
In seiner anschließenden Keynote „Open Data und Künstliche Intelligenz als Innovationstreiber für Verwaltung und Wirtschaft“ schlug Dr. Pencho Kuzev, Koordinator für Digitalisierung und Datenpolitik bei der Konrad-Adenauer Stiftung, in dieselbe Kerbe. Offene Daten dienen keinem Selbstzweck, sondern sind ein Mittel, das Verhältnis von Staat und Bürger*innen neu zu zeichnen, auch wenn die Vorteile nicht immer direkt quantifizierbar sind. Im Idealfall sollen Daten ausgetauscht werden können und miteinander kommunizieren können, um seinen Nutzer*innen Zeit zu ersparen, bessere Produkte zu bieten und Grundlage dafür sein, bessere Entscheidungen zu treffen. Es gäbe bereits viele innovative Anwendungsfälle aus aller Welt – von Steuerprüfung, Risikomanagement, automatisiertem Personenverkehr, Passkontrollen am Flughafen bis hin zu smarten Kameras – allerdings müsse Open Data endlich, wie so oft verkündet, zur Chefsache gemacht werden.
Das Panel um Elisa Lindinger (Prototypefund, OKF DE), Ulrike Thalheim (OK-Lab), Falk Steiner (Bertelsmann Stiftung) und Dr. Jens Klessmann (Frauenhofer FOKUS), moderiert von Aline Blankertz(Stiftung Neue Verantwortung) schloss nahtlos an die vorangegangenen Präsentationen an und diskutierte lebhaft über die Bedeutung von Datenqualität für algorithmische Systeme. Einigkeit herrschte dabei darüber, dass es für gute algorithmische Systeme, transparente Algorithmen, gute offene Daten und eine gewisse Fehlerkultur bedarf, die in Berlin bereits zu beobachten ist. Vielerorts wissen öffentliche Einrichtungen und Verwaltungen allerdings nicht genau, welche Daten sie besitzen und wie oder wofür sie diese, falls möglich, nutzbar machen könnten. Hier sei es dringend von Nöten, eine übergreifende Datenstrategie zu entwickeln. Zeugnisse für mangelhafte Datenqualität und das Fehlen von gewissen formellen Standards seien etwa die vielen Schatten-Repositorien auf Github, die eher Regel als die Ausnahme sind. Aber auch für die Partizipation bei der Gestaltung von Daten müsse es Standards geben, betont das Panel. Denn um Daten ethisch, gerecht und verantwortungsvoll zu nutzen, müssen diese von einer diversen Gesellschaft gestaltet werden. Für Verwaltungen, Behörden und Wissenschaftseinrichtungen, die sich niederschwellig dem Thema Open Data nähern wollen, gibt etwa der Leitfaden des Fraunhofer FOKUS Aufschluss darüber, welche Faktoren es bei den unterschiedlichen maschinenlesbaren Formaten zu beachten gilt und gleichzeitig eine Basis für den Aufbau kommunaler Datenstrukturen nach DIN-Norm bietet. Hervorgehoben wurde auch hier die wichtige Rolle der ODIS (Open Data Informationsstelle), welche Organisationen und ihren Mitarbeiter*innen bei der Bereitstellung und Nutzung offener Daten in der Hauptstadt helfend zur Seite steht.
Zu guter Letzt konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktuelle Open-Data-Anwendungen, Apps und Plattformen von Community und Verwaltung wie etwa „Bezirksregionenprofile“, den „HappyBike Index“ und „Neue Fahrradbügel für Bezirke“ oder aber auch die „Umweltdatenschule“ und das „Wasserportal“ in kurzen Pitches kennenlernen und an verschiedenen Workstations ausprobieren.
Falls Sie den diesjährigen BODDY verpasst haben können Sie das Berliner Open Data Handbuch kostenfrei per E-Mail: opendata@senweb.berlin.de bestellen.
Der Leitfaden des Fraunhofer FOKUS zur Verbesserung der Qualität von offenen Daten je Dateiformat wie CSV, JSON findet sich hier.
Eine Bildergalerie mit den Eindrücken des Berlin Open Data Day 2019 finden Sie hier.
Hier finden Sie die Präsentationen des Berlin Open Data Day 2019 zum Download: