Voland & Quist: „Der Preis macht deutlich, dass wir in Berlin angekommen sind.“
Der Verlag Voland & Quist ist Preisträger des diesjährigen Großen Berliner Verlagspreises. Ein Interview mit dem Verleger Leif Greinus. Mehr
Anika Wiest
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Ein animiertes Känguru eroberte Anfang März die Spitze der deutschen Kinocharts. Wäre Corona nicht dazwischengekommen, hätten „Die Känguru-Chroniken“ nach dem Bestseller von Marc-Uwe Kling und unter der Regie von Dani Levy durchaus einer der erfolgreichsten Filme des Jahres werden können. Produziert wurde der Streifen von der Berliner Film- und Fernsehproduktionsfirma X-Filme. Nun läuft der Streifen ausschließlich im Netz, wobei ein Teil des Erlöses an Kinos geht, die durch die Krise schwer gezeichnet und auf Unterstützung angewiesen sind. Trotz limitierter Laufzeit wurde der Film dennoch zu Recht ausgezeichnet: Mit dem Deutschen Filmpreis in der neu geschaffenen Kategorie „Visuelle Effekte und Animation“.
Der Berliner Animation Supervisor Claudius Urban teilt sich den mit 10.000 Euro dotierten Preis mit seinem Kollegen Jan Stoltz. Das Duo arbeitet beim größten deutschen VFX Studios Trixter GmbH und schuf gemeinsam das sprechende Känguru.
Seit 1999 erwecken bei Trixter rund 220 Artists und Freelancer an den Standorten Berlin und München „Captain Marvel“ (die Katze Goose), "Black Panther“ oder aber Charaktere in AMCs „The Walking Dead“ durch visuelle Effekte zum Leben. Claudius Urban arbeitete unter anderem an erfolgreichen Produktionen wie „Jim Knopf und die wilde 13“, „Thor – Ragnarok“, „Black Panther“, „Independence Day – Resurgence“ und „Batman v Superman“ mit.
Im Interview mit Projekt Zukunft spricht der Animation Supervisor über seine Arbeit, den Boom der VFX-Szene in Deutschland, den Berliner Standort und die Zukunft der Studios.
Nochmals herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Filmpreis! Eine sicher etwas andere Verleihung. Haben Sie mit Ihrem Kollegen Jan Stoltz dennoch zusammen feiern können?
Vielen Dank. Nein, leider konnten wir nicht persönlich feiern, nur virtuell – aber ich konnte mit meiner Frau Isabell daheim auf den Filmpreis anstoßen.
Was bedeutet der Preis für Sie persönlich – und für Ihre Arbeit?
Es ist schön und wichtig, dass die Preiskategorie Animation und Visual Effects eingeführt wurde, da dieser Bereich selbst im deutschen Film einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Mit den Känguru-Chroniken konnten Jan Stoltz und ich zeigen, dass es auch hierzulande möglich ist Projekte dieser Größenordnung umzusetzen. Umso mehr freue ich mich, dass unsere Arbeit im ersten Jahr dieser Auszeichnung durch den Filmpreis gewürdigt wurde.
Können Sie kurz erzählen, was die größte Herausforderung bei der Realisierung der Trickaufnahmen für die Känguru-Chroniken war?
Es gab sehr viele Herausforderungen zu meistern, sehr schwierig, daraus die größte zu benennen. Die Gesichtsbewegungen waren im Bereich der Animation natürlich das größte Stück Arbeit, das Team musste sowohl technische als auch artistische Probleme lösen und dabei immer auf den Charakter des Kängurus achten.
Welches Verfahren wurde hier angewandt? Können Sie das für Laien etwas näher ausführen?
Für den Körper haben wir das Motion-Capture-Verfahren angewandt. Der Schauspieler Volker Zack Michalowski hat dafür jeden Tag einen engen Anzug mit Sensoren getragen, mit denen die Körperbewegungen direkt am Filmset aufgezeichnet werden konnten. Diese wurden dann auf das Känguru übertragen und weiter verfeinert. Das Gesicht wurde komplett von Hand durch „Keyframe Animation“ animiert.
Die eigentliche Postproduktion des Films hat knapp sechs Monate gedauert. Je nach Film und Aufwand der Effekte kann diese Phase aber auch länger oder kürzer sein.
Immer mehr Hollywood-Filme sind „Made in Germany“. Welchen Stellenwert nimmt die VFX-Szene in Deutschland, bzw. Berlin mittlerweile ein?
Deutschland hat viele Talente im Bereich der VFX zu bieten, leider finden die großen Shows immer noch in anderen Ländern statt. Es geht dennoch stetig voran und immer mehr nationale und internationale Produktionen werden hierher verlegt.
Um Deutschland als VFX-Standort noch mehr zu sichern und zu vergrößern, ist vor allem Hilfe aus der Politik gefragt. Solange andere Länder für den VFX-Sektor wirtschaftlich interessanter sind, ist es schwierig Firmen, Projekte und Artists in Deutschland längerfristig zu binden. Hier zeichnet sich aber schon ein positiver Trend ab, die Perspektiven für die VFX-Branche werden zunehmend besser. Zumal der Bedarf an digital produzierten Bildern immer mehr wächst – das betrifft nicht nur Filme und Serien, auch die Werbung hat das Potenzial längst erkannt.
Welche Produktionen stehen demnächst bei Ihnen an?
Momentan arbeite ich an internationalen Produktionen, unsere Arbeit an Marvels Black Widow wurde gerade abgeschlossen, mehr darf ich leider dazu noch nicht verraten.
Und was sind Ihre Wunschprojekte? Was würden Sie gern einmal animieren?
Ich würde gerne viel mehr an großen Creature-Shows arbeiten, Godzilla, King Kong, Pacific Rim – Riesenkreaturen, die alles in Schutt und Asche legen. Das macht Spaß – aus den Augen eines Animators.
Das Corona-Virus hat nicht nur dafür gesorgt, dass die Känguru-Chroniken nicht den erhofften Kinostart hatten. Wie gehen Sie als Studio damit um? Liegen Projekte momentan auf Eis?
Das Corona-Virus hat uns zum Glück nicht in die Knie gezwungen, Trixter hat großartige Arbeit damit geleistet, ihre Artists ins Home Office zu befördern. Kein Projekt liegt auf Eis, alles läuft weiter.
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